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Anglizismen im Deutschen und in der Übersetzungsbranche

Anglizismen im Deutschen und in der Übersetzungsbranche

Anglizismen sind aus der deutschen Sprache nicht mehr wegzudenken. Sie entstehen und verbreiten sich dank Globalisierung und sozialer Medien immer schneller. Dies ist ein Phänomen, auf das wir bereits in unserem Beitrag „Anglizismen im Alltag und als Herausforderung für Übersetzer“ eingingen.

Neue globale Phänomene und Entwicklungen bringen häufig Anglizismen mit sich – Dolmetscher und Übersetzer passen sich an

Blog-Beitrag unserer Übersetzer und Dolmetscher aus Nürnberg:

Wie man aktuell am Beispiel der Corona-Krise sieht, kann sich nicht nur unser Alltag rasant ändern, sondern auch unsere Sprache. Durch neue Vorschriften entstehen neue Verhaltensweisen und mit ihnen fließt auch neues Vokabular in unseren Sprachgebrauch ein. So kam es zu Beginn der Krise zu einem „Lockdown“. Hiermit ist wörtlich eine Ausgangssperre gemeint, aktuell wird der Begriff allerdings auch als Synonym für die Einschränkungen des öffentlichen Lebens verwendet. „Social Distancing“, also die Einhaltung eines angemessenen Abstandes zu anderen Personen, ist nun von großer Bedeutung. Diese Einschränkungen führten vermehrt dazu, dass viele Arbeitnehmer – wie auch einige unserer Übersetzer und Dolmetscher - begannen, im „Homeoffice“ zu arbeiten und Eltern nun ihre Kinder im „Homeschooling“ unterrichten. Diese Entwicklung wirkt sich auch auf das Vorgehen von Sprachdienstleistern aus. So kommt es durch das mittlerweile weitverbreitete „Homeoffice“ zu einer größeren Anzahl an Telefonkonferenzen. Hier setzen immer mehr Unternehmen auf das Telefondolmetschen, um auch auf digitaler Ebene eine einwandfreie Kommunikation zu gewährleisten.

Auch Satzstrukturen aus dem Englischen schleichen sich immer häufiger in die Alltagssprache ein – ein Vorteil oder eher Nachteil für Übersetzer und Dolmetscher?

„Macht es Sinn“ oder „ergibt es Sinn“, Satzstrukturen aus dem Englischen ins Deutsche zu übernehmen? Inzwischen ist die Verwendung von „Sinn machen“ schon so geläufig, dass vielen Menschen gar nicht bewusst ist, dass es sich hierbei um eine wörtliche Übersetzung des Englischen „makes sense“ handelt. Der korrekte deutsche Ausdruck ist in diesem Fall „ergibt Sinn“. Nicht nur Phrasen, sondern auch ganze Satzstrukturen werden immer öfter direkt aus dem Englischen übernommen. So entstehen in der Umgangssprache grammatikalisch inkorrekte Sätze wie „ich kann dich am Donnerstag nicht besuchen, weil da habe ich keine Zeit“. Hier wird das Verb des Nebensatzes nach vorne verschoben. Dies kann vor allem für Simultandolmetscher von Vorteil sein, da diese nicht mehr bis zum Satzende warten müssen, um das sinngebende Verb zu hören. Allerdings ist diese Art der Formulierung weder schön noch korrekt und sollte im professionellen Bereich nicht verwendet werden. Für unsere erfahrenen Übersetzer und Dolmetscher sind jedoch auch komplexe Satzstrukturen kein Problem. Selbst Dolmetscheinsätze bei Veranstaltungen mit über 3000 Gästen werden souverän gemeistert.

Die Jugendsprache als Quelle von Anglizismen – eine neue Herausforderung für Dolmetscher und Übersetzer?

Viele Anglizismen finden über Jugendliche ihren Weg in die deutsche Sprache. Vor Kurzem wurde das „Jugendwort des Jahres 2020“ gewählt. Hier gibt es keine „Abstimmung“, sondern ein „Top 10 Voting“, in dem zwischen zehn Begriffen gewählt werden kann. Unter diesen Jugendwörtern befinden sich, wie bereits in den vorherigen Jahren, einige Anglizismen. So empfinden Jugendliche etwas als „cringe“ anstatt peinlich und wenn sie nicht mehr weiter wissen, sind sie „lost“ anstatt ahnungslos oder unsicher. Ab und zu kommt es sogar vor, dass alte Anglizismen durch neue ersetzt werden. Das Wort „cool“, das schon seit Langem im Deutschen heimisch ist, wird nun immer häufiger durch „nice“ ersetzt. Dies zeigt deutlich die Lebendigkeit der Sprache, der sich unsere Dolmetscher und Übersetzer stets bewusst sind.

Auch in anderen Sprachen sind Anglizismen für Dolmetscher und Übersetzer von Interesse

In einigen Sprachen wird mit Anglizismen anders umgegangen als im Deutschen. Die Franzosen und Isländer lehnen die Aufnahme von Anglizismen in ihren Sprachgebrauch strikt ab. Im Französischen wird zum Beispiel aus „Homeoffice“ „télétravail“ und auch Begriffe wie „Social Distancing“ und „Homeschooling“ werden nicht verwendet. Dies bedeutet für professionelle Übersetzer, dass sie sich neues Vokabular aneignen und immer auf dem neuesten Stand bzw. „up to date“ sein müssen, um korrekte Übersetzungen anzufertigen. Sprachen wie Spanisch und Japanisch bedienen sich vergleichsweise gerne englischen Begriffen. Im Gegensatz zu Anglizismen im Deutschen wird in diesen Sprachen die Schreibweise angepasst. Im Spanischen wird der „Sweater“ zum „suéter“ und das Shampoo zum „champú“. In Japan isst man gerne „poteto chippusu“ (potato chips) und „aiisu kurriimu“ (ice cream). Diese Begriffe erkennt man oftmals nicht sofort beim Lesen als Anglizismen, sondern erst, wenn man deren korrekte Aussprache hört.

Sollten sich Übersetzer und Dolmetscher gegen Anglizismen in der deutschen Sprache wehren?

Auch in Deutschland gibt es, ähnlich wie in Frankreich, Gegner von Anglizismen. Mitglieder vom Verein Deutsche Sprache e. V. sprechen sich klar gegen Anglizismen aus – die breite Mehrheit der Bevölkerung sieht diese allerdings weniger kritisch. Für Dolmetscher und Übersetzer ist es vor allem wichtig, ihre gewünschte Zielgruppe zu erreichen. So können in Marketingtexten gerne Anglizismen verwendet werden, insbesondere wenn eine jüngere Zielgruppe angesprochen werden soll. Bei Fachübersetzungen ist die Verwendung richtiger Terminologie sehr wichtig. Daher sollten feststehende Fachbegriffe, bei denen es sich um Anglizismen handelt, nicht zwangsweise ins Deutsche übersetzt werden. Für Dolmetscher können Anglizismen von Vorteil sein, wenn diese in der deutschen Sprache kürzer als deren deutsche Entsprechungen sind.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Übersetzer und Dolmetscher bei der Verwendung von Anglizismen immer bedenken sollten, welche Zielgruppe angesprochen werden soll.