Mit der Geburt des Übersetzens drängte sich sofort ein Problem auf: Wie stark durfte die Übersetzung vom Originaltext abweichen? In der Antike wurde die Übersetzung als Grammatikübung verwendet, um die Strukturen und Vokabeln der Fremdsprache zu beherrschen. Deshalb neigte man dazu, eine möglichst wörtliche Übersetzung zu erstellen. Man tappte aber damit oft in die Falle, Missverständnisse zwischen Kulturen oder grammatikalische Fehler wegen der verschiedenen Sprachstrukturen zu verursachen. Genau damit beschäftigte sich Cicero im Buch „De optimo genere oratorum“, worin er zwischen „interpres“ (Übersetzer) und „orator“ (Redner) unterschied. Sein Ziel war, non ut interpres, sed ut orator (nicht wie ein Übersetzer, sondern wie ein Redner) zu übersetzen. Der interpres beschränkte sich darauf, den Text wörtlich in die Zielsprache zu übertragen, ohne die notwendigen kulturellen Anpassungen vorzunehmen. Cicero wollte auf diese Weise die wörtliche von der sinngemäßen Übersetzung abgrenzen, wobei er der zweiten den Vorzug gab, denn ein Text sollte, seiner Meinung nach, den Leser überzeugen, begeistern und bewegen.
Dasselbe Konzept wurde von Sankt Hieronymus aufgegriffen. Gegenüber der Anklage, eine verfälschte Übersetzung der Bibel erschaffen zu haben, rechtfertigte er sich damit, dass es beim Übersetzen nicht darum geht, wörtlich zu übersetzen, sondern den Sinn zu übertragen (Verbum e verbo sed sensum exprimere de sensu).
Das Problem der wortgetreuen Übersetzung ist nicht zu vernachlässigen, denn es hat in der Geschichte zu Diskussionen und Streit geführt. Ein bekanntes Beispiel ist die von Luther vorgeschlagene Übersetzung der Bibel und die darauffolgende Empörung der katholischen Kirche. In dem „Sendbrief vom Dolmetschen“ (1530) wandte sich Luther gegen eine wörtliche Übersetzung: „Denn man muß nicht die Buchstaben in der lateinischen Sprache fragen, wie man soll Deutsch reden, wie diese Esel tun, sondern man muß die Mutter im Hause, die Kinder auf den Gassen, den gemeinen Mann auf dem Markt drum fragen, und denselbigen auf das Maul sehen, wie sie reden und darnach dolmetschen; da verstehen sie es denn und merken, daß man deutsch mit ihnen redet.“
Walter Benjamin formulierte es sogar noch drastischer: eine wörtliche Übersetzung sei unmöglich, denn „alle Wörter beinhalten eine komplette Kette von kulturell bestimmten metonymischen Assoziationen“ (Benjamin 1923/2000). Eine wörtliche Übersetzung ist demnach trügerisch: Tatsächlich bietet sie nicht die Originaltreue, die sie zu versprechen scheint. Bei genauerer Betrachtung lässt sich feststellen, dass auch vermeintlich allgemeingültige Begriffe wie „Familie“ in den verschiedenen Kulturen unterschiedlich verstanden werden: Wie viele Leute zählt eine deutsche Familie? Und wie viele eine italienische?
„Der Geist einer Sprache offenbart sich am deutlichsten in ihren unübersetzbaren Worten“ (Marie von Ebner-Eschenbach). Von frühesten Zeiten an wurde die sprachliche Verschiedenheit als Strafe betrachtet. Das biblische Babel steht für die Verbannung aus dem Paradies einer einzigen Sprache, aus dem Paradies einer hindernislosen Kommunikation. Die Sprache wird auf diese Weise Ausdruck einer unüberbrückbaren Verschiedenheit der Weltanschauungen. Niemand wird jemals in der Lage sein, die exakt gleichen Konzepte in eine andere Sprache zu übertragen, weil jede Sprache einer Kultur entspricht. Trotzdem bleibt die Frage offen: Was, wenn Babel keine Strafe gewesen wäre, sondern die Möglichkeit, die unzähligen Facetten der Realität ausdrücken zu können? Wir von AP Fachübersetzungen in der Fürther Str. 94 in Nürnberg sind von dieser zweiten Vorstellung überzeugt und wir tun unser Bestes, um Ihnen ausgezeichnete Übersetzungen anzubieten, sei es z. B. im Bereich Recht oder Medizin.
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